Baubericht „Huntac“ („Imara“)

 

Vor einigen Jahren bekam ich als von meiner Frau als Weihnachtsgeschenk den Baukasten „IMARA“ der Firma Krick.

Da ich zu der Zeit noch andere Baustellen hatte, begann der Bau ziemlich schleppend. Zuerst wurden Überlegungen angestellt wie der Antrieb aussehen sollte. Die Motoren fand ich bei der Firma Conrad. Da ich kein Freund von Getrieben bin und die Propeller einen Durchmesser von 100 mm haben, sollten diese beiden Motoren schon eine entsprechende Größe haben. Die Wellen wurden selbst angefertigt. Mit Teflonlagern an beiden Seiten. Die Propeller wollte ich eigentlich nach den beiliegenden Gussteilen von der Firma Wisalla nachbauen lassen. Der Preis war dann aber doch so hoch, dass ich mir das sparte und aus dem Sortiment dieses Herstellers zwei Vierblattpropeller kaufte. In Verbindung mit den sehr kräftigen Motoren kommt da ein ordentlicher Pfahlzug zustande.

Die Wasserbewegung in der Badewanne war schon gigantisch. Antrieb und Ruderanlage waren relativ zügig fertig.

Danach ging es allerdings nur langsam weiter.

 

Die Überlegung, das Deck nicht aus dem beiliegenden Sperrholz zu machen, ergab dann folgendes Ergebnis. Es entstand zuerst ein Deck aus Plexiglas in einem Stück. Die Holzbeplankung war von vornherein aus einzelnen Planken und nicht aus den beiliegenden bedruckten Sperrholzplatten geplant. Aus Sorge, dass bei Sonneneinstrahlung das Plexiglas sich wirft, wurde auf das Deck 0,3 mm Bronzeblech geklebt. Jetzt passte das Deck aber nicht mehr einteilig in den Rumpf. Also gab es dann ein Vorderdeck, ein Achterdeck und zwei Streifen backbord- und steuerbord von der Decköffnung. In der Zwischenzeit wurden der Salon und die offene Brücke. Gebaut. Alles aus Holzleisten und Edelholzplatten. Die Schanz der offenen Brücke wurde aus einzelnen Holzleisten gebaut. Die Beplankung des Decks selbstverständlich auch. Die Kalfaterung besteht aus schmalen Streifen aus schwarzem Fotoalbenpapier. Der Salon erhielt eine Beleuchtung aus kleinen Deckenlampen, die sind jetzt durch warmweiße LEDs ersetzt worden. Der Salon mit der offenen Brücke wird mit vier Gewindestangen und Muttern am Aufbau befestigt.

 

Der Aufbau erhielt die Öffnungen für die Fenster, Bullaugen und Kesselraumbelüftung. Die Deckbeplankung wurde angebracht. Die Reling aus Messingstützen, Messingdraht und der Handlauf aus Holz waren  nicht so einfach anzufertigen. Besonders der hölzerne Handlauf war recht arbeitsaufwändig. Die Bohrungen für die Davits und andere Teile wurden vorgenommen. Ich wollte möglichst viele Anbauteile mit Schrauben am Aufbau befestigen, deshalb die vielen Bohrungen. Der kleine Aufbau achtern war ein Teil aus GFK, das aber ziemlich krumm war. Das angeforderte Ersatzteil war leider auch nicht besser. Auch der Schornstein aus GFK war nicht so wie ich mir so ein Teil vorstellte. Also wurden beide Teile aus Messing neu gebaut. Die Nieten anzudeuten hatte ich natürlich auch vorgesehen. Etliche Löcher im richtigen Abstand zu bohren erschien mir zu aufwendig. Die Lösung war folgende: 0,1 mm Messingblech wurde auf eine Balsaplatte gelegt. Mit einem gezahnten Rad ( aus dem Nähbedarf für Schnittmuster übertragen ) wurden die Nietenköpfe durchgedrückt. Das sieht richtig gut aus. Die einzelnen Platten wurden dann zugeschnitten und auf das Deckhaus und den Schornstein gelötet.

 

Mitte 2009 durfte ich, durch einen glücklichen Umstand, mein Arbeitsleben früher als gedacht beenden. Endlich hatte ich mehr Zeit den Bau zu beschleunigen. Ein Vereinskollege hatte sich angeboten mir beim Mastbau zu helfen. Aus diesem Angebot ist eine gemeinsame, sehr konstruktive Zusammenarbeit entstanden. So wurde die von STEBA gekaufte doppelte Ankerwinde im Bug eingebaut und angepasst. Alle Öffnungen durch die die Ankerkette läuft, wurden so bearbeitet das die Kette mit dem geringst möglichen Widerstand durch das Gewicht der Anker frei fallen kann. Die Platte mit der Winde wird in eine Führung eingeschoben und mit einer Schraube fixiert. Sollte eine Reparatur nötig sein kann man, wenn auch mit einigem Aufwand, die Reparatur vornehmen.

 

Jetzt konnte das Deck eingeklebt werden. Nachdem alle vier Teile eingepasst waren, begann die Arbeit der Beplankung. Die Leisten wurden auf 2,4,6 und 8 cm Länge zugeschnitten. Die Breite beträgt 3,0 mm. Das Leibholz ist natürlich breiter als die Planken. Als Vorlage für dir zu beplankenden Flächen dienten die Sperrholzteile aus dem Baukasten. Die Umrisse wurden auf das Deck übertragen. Jetzt begann das mühsame beplanken. Besonders das Fischen im Bugbereich war aufwendig. Die Kalfaterung wurde ganz zum Schluss vorgenommen. In die Zwischenräume der einzelnen Planken wurde die gleiche Spachtelmasse eingearbeitet die man auch im Yachtbau verwendet. Nach völliger Durchtrocknung wurde das ganze Holzdeck geschliffen. Im Plankenholz verbleiben kleine Reste der Masse. So bekommt das Deck etwas Patina. Es ist ein Arbeitsschiff und keine Megayacht. Kleine Unregelmäßigkeiten in der Beplankung sind durchaus erwünscht.

 

In der Zwischenzeit wurde die Beleuchtung geplant und eingebaut. Am vorderen Aufbau jeweils vier Deckleuchten an jeder Seite. Am Kleinen Deckhaus je eine pro Seite. Die Innenbeleuchtung im Salon und in den beiden Aufbauten erfolgt durch mehrere LEDs. Positionslampen nach Vorschrift und zwei Lampen im Mast für den Schleppbetrieb wurden ebenfalls mit LEDs bestückt. Die beiden Kompasse haben eine beleuchtet Kompassrose. Schaltbar ist gesamte Lichtanlage über ein Nauticmodul in vier getrennten Schaltkreisen. Die Verkabelung wurde geplant und die notwendige Elektronik auf einer Platte befestigt. Das sind: Zwei Fahrtregler, Empfänger, ein so genannte PowerMan zur Stromversorgung-und Verteilung, ein Baustein zur Umwandlung der 12 Volt Batteriespannung auf 6 Volt für die Ankerwinde, das Nauticmodul und der Baustein für die 3 Volt Stromversorgung für die zahlreichen LEDs.

 

Die Anbauteile am Schornstein wurden teilweise neu gebaut und angebracht. Zahlreiche Beschlagteile wurden gesupert Es ist ziemlich mühsam die vielen Einzelteile des Beschlagsatzes auf dem Bauplan zu finden. Eine gute Hilfe sind dabei bereits fertige Modelle der „Imara“. Die Zuordnung der Rückwand für das Notsteuer hinter dem Schornstein war so ein Problem. An einem fertigen Modell konnten wir das Rätsel lösen.

 

Die Schanz wurde durch ein ABS T-Profil verstärkt. Die Schanzkleidstützen sind 2 mm Messingrohre. Die Abstände wurden festgelegt und mit Hilfe zweier Schablonen auf dem T-Profil und dem Deck die Löcher gebohrt. Die Rohre mussten mit einem kleinen Hammer durch die Löcher geschlagen werden. Eine Verklebung ist deshalb nicht notwendig geworden. Der obere Abschluss des Schanzkleides ist wieder eine Edelholzleiste. Am Heck und am Bug gebaut. Das Holz auf dem gesamten Schiff ist mit farblosem seidenmatten Klarlack gestrichen worden. Bis zu 7 Anstriche wurden aufgebracht.

 

Die beiden Trossenbügel waren eine Herausforderung, die aber dann doch nicht so schlimm war. Mit Hilfe zweier Schablonen wurden fünf 6,0 mm breite Edelholzleisten in heißem Wasser gefügig gemacht und in der Schablone getrocknet. Nach Durchtrocknung wurden die Leisten mit Holzleim verleimt. Dass ein Bügel zweimal gemacht werden musste sei nur am Rande erwähnt. Nach erfolgter Anpassung an die Schanz und Anbringung der Stützen kam noch eine schmale Holzleiste auf die Trossenabweiser, befestigt mit Leim und kleinen Messingstiften. Das Holz wurde natur belassen und klar lackiert. Die vier Treppen am Aufbau wurden aus den Wangen aus Gussteilen und die Stufen aus Edelholzleisten angefertigt. Die unteren Treppen bekamen noch eine Gräting, irgendwie waren die Gussteile zu kurz. Eine Stufe fehlte. Mit der Gräting passt das jetzt und sieht auch noch besser aus. Der Niedergang vor dem Aufbau entstand aus Plexiklötzen und Holzleisten. Der Teil mit dem Oberlicht wurde farbig lackiert. Die beiden Rettungsboote sind fast fertig. Es fehlen nur noch die Haltetaue außenbords und eine Lackierung mit Klarlack.

 

Da ich jetzt auf Temperaturen über 18 Grad in meiner Garage warten muss, kann die Lackierung erst dann vorgenommen werden. Die Farbe ist bereits angemischt und hat den gewünschten mittelbraunen Farbton. Der Schornstein wird hellblau und schwarz. Der Rumpf wird schwarz und im Unterwasserbereich Antifowlingbraun. Einige Teile, wie Wassertanks, Ankerwinde und sonstige Teile werden hellgrün. Alle Farben natürlich seidenmatt. Nach Anbringung aller Beschriftungen erhält das Modell eine Klarlackschicht.

 

 Draußen ist jetzt die Lackiertemperatur erreicht und nach reiflicher Überlegung und Rücksprache mit Vereinskollegen ist die richtige Farbe für den Aufbau gefunden. Es gibt eine rotbraune Grundierung die den idealen schönen Farbton für die Aufbauten, das Deck und das Schanzkleid hat. Alle Teile wurden lackiert und bekamen eine Schutzlackierung aus seidenmattem Klarlack. Der Rumpf bekam eine Scheuerleiste aus halbrundem Gummiprofil, am Heck und Bug wurden die Profile passend zugeschnitten. Der Rumpf wurde von der Scheuerleiste bis zur Schanz schwarz lackiert. Der Name wurde angebracht und die lackierte Fläche mit den Buchstaben mit Klarlack versiegelt. Nachdem alle Einbauten am Modell angebracht waren konnte die Wasserlinie in der Badewanne festgelegt werden. Unterhalb der Scheuerleiste wurde jetzt lackiert. Die Tiefgangs-und Lademarken wurden angebracht und der obligatorische Klarlack wurde aufgebracht. Was jetzt folgte war Kleinarbeit. Die Verspannungen für den Mast und den Schornstein aus Stahlseilen. Das Tauwerk für die Rettungsboote und jede Menge Kleinteile die man nach und nach aus Bildern von bereits fertigen Modellen und der Bauzeichnung fand. Nachdem alles installiert war sollte die erste Testfahrt beginnen. Am Gewässer war dann eine Sicherung kaputt und natürlich kein Ersatz dabei. Zu hause wurden erneut Funktionsproben gemacht und nach einigen Fehlversuchen mit wechselnden auftretenden Fehlern wurde der Sender getauschtund die Sicherungsstärke erhöht. Jetzt funktionierte alles wunderbar. Der 16. Juli kam und das Modell wurde ohne erneuten Wassertest mit nach Rügen zum Wettbewerb in Sassnitz eingepackt. Inclusive der Schutzhaube passt das Modell genau in mein Auto.

 

Am 17.Juli 2010 setzten wir das Modell zum ersten Wertungslauf ins Wasser und ich fuhr das erste Mal mit dem neuen Schiff. Die beiden Motoren musste ich getrennt fahren, gemeinsam geht es nicht, da sie nicht mit der gleichen Drehzahl laufen. Wenn man sich darin gewöhnt hat geht es sehr gut und das Ruder ist überflüssig. Im ersten Lauf hatte ich 12 Fehlerpunkte aber der zweite Lauf war fehlerfrei. Bei der ersten Fahrt wurde klar, dass das Heck noch tiefer im Wasser liegen muss. Bis zu zwei kg Blei werden noch notwendig sein. Bei Rückwärtsfahrt ziehen die beiden Propeller Luft.

 

Im Sender muss noch eine Steckverbindung geändert werden, damit alle Lichtfunktionen geschaltet werden können dann ist wirklich alles fertig, incl. zwei Möwen und Besatzung. Inzwischen ist die Steckverbindung fertig und die Drehzahl der Motoren konnte angenähert werden. Von Lauf zu Lauf werden nun die kleinen Probleme ausgemerzt.

 

Es hat sehr lange gedauert bis dieses Modell fertig wurde. Beruf und andere Projekte haben die Fertigstellung so lange dauern lassen. Erst mit dem Ende des Berufslebens kam der Bau richtig in Schwung. Das Ergebnis kann sich, glaube ich jedenfalls, sehen lassen. Es ist von Vorteil, wenn man andere Modelle die aus diesem Baukasten entstanden sind ansehen kann und dann seine eigenen Ideen und auch Fähigkeiten in den eigenen Bau steckt.

 

Am guten Ende möchte ich einem Freund und Vereinskollegen einen ganz besonderen Dank aussprechen. Ohne seine Hilfe wäre das Modell noch nicht fertig und viele Teile nicht so perfekt gelungen. Ganz herzlichen Dank an Dich.

 

Wof-Rüdiger Berdrow