Von einem der Auszog Modellbauer zu werden

 

Man sagt, Väter kaufen Ihren Söhnen eine Modelleisenbahn als Alibi um für sich selbst zu haben. Wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass es sich bei mir genauso mit dem Modellboot verhielt.

Ich habe meinem Sohn zu Weihnachten 2015 die Venezia von Jamara geschenkt.

Wir warteten also, bis das Modellbaubecken im Stadtpark geöffnet wurde und los ging es.

Nach drei Runden auf dem Teich hatte ich die Fernbedienung in der Hand und mein Sohn beschäftigte sich lieber mit seinem Smartphone. Ein Fehlkauf? Um das Interesse meines Sohnes zu wecken auf jeden Fall und ich war auch nicht ganz glücklich. Nun hatten wir zwar ein optisch sehr ansprechendes Boot, aber es war laut, langsam und sobald es mehr als zwei Meter entfernt war brach der Kontakt zur Fernbedienung ab. Ein denkbar schlechter Start und große Erleichterung bei meinem Sohn, als ich packte um den Heimweg anzutreten.

Nun gut, meinem Sohn brauchte ich nicht mehr mit Modellbooten zu kommen, aber ich war trotz des Fehlschlages auf den Geschmack gekommen und hätte Stundenlang einfach nur am Teich sitzen, zugucken und mich an den Booten ergötzen können.

Aufgeben kam nicht in Frage und so suchte ich einen großen Modellbauhändler auf, um einen besseren Anlauf hinzulegen. Schnell fand ich ein ARTR-Boot  ("Almost ready to run" = Fast fertiges fahrbereites Modell) das mir gefiel und schlug zu.

Leider musste ich feststellen, dass man zwar gerne bereit war mir etwas zu verkaufen, aber Zeit für Beratung, Erklärungen und allgemeine Fragen wollte man dort nicht investieren.

Da ich nun ein Boote hatte, war aufgeben erst recht keine Option.

Nun hieß es, ab ins Internet, um Informationen suchen oder besser gesagt, von Informationen erschlagen werden.

Da war die Reden von Bürsten- und BL-Motoren, verschiedenen Funkfrequenzen, und einer endlosen Auswahl von Akkus, Reglern, Wellen, Lacken und Lackierungen und, und, und.........

Von null auf 200 mit einem Click, die totale Reiz- und Informationsüberflutung.

Aber ich habe ich da durch gebissen und nach einiger Zeit hatte ich das Basiswissen um entscheiden zu können was ich noch für mein Boot brauche und was ich gerne hätte.

Nur die Erfahrung, die fehlt(e).

Dennoch ist mir der Umbau bzw. der Einbau der neuen und fehlenden Komponenten recht zügig gelungen, das notwendige Equipment wurde angeschafft.

Aber dann stand ich vor dem nächsten Problem. Eingeschüchtert von vielen Berichten im Netz, hatte ich Angst vor dem Laden der LIPOs für die ich mich entschieden hatte.

Nun war es genug!

Ich beschloss, das Internet, Internet sein zu lassen und den direkten Kontakt zur Erfahrung zu suchen.

So fuhr ich zu einigen Teichen. Guckte, klönte und versuchte ein wenig zu lernen.

Eine seltsame Erfahrung, die Einen wollten nichts mit mir und meinem „Rennboot“ zu tun haben, den Anderen war mein Boot zu langsam und würde nicht in deren Gruppe passen.

Die nächste Gruppe hatte zwar ähnliche Boote, war aber nicht nach meinem Geschmack.

Mein Modellbootvorhaben schien unter keinem guten Stern zu stehen und so verging das Jahr 2016, ohne dass mein Boot zum Einsatz gekommen ist.

So langsam wurde aufgeben zur Option.

Aber einen Versuch wollte ich noch wagen!

Also zurück ins Internet und gucken ob es Vereine gibt, wo diese sitzen und was diese für Boote fahren.

Mit Freunden stellte ich fest, dass es zwei Vereine in unmittelbarer Nähe gibt. Aber bei beiden passte mein Boot nicht so

recht zu dem, was dort sonst so gefahren wurde.

Trotzdem wollte ich mir das Ganze mal aus der Nähe angucken. So ging ich als Zuschauer zum Sonntagsschippern des SMC Hamburg!

Schon beim nächsten Besuch am See kam ich mit einigen Mitgliedern ins Gespräch, ganz unverbindlich und ohne zu verraten, was ich für ein Boot habe bzw. dass ich überhaupt eins habe. Man lernt ja aus seinen „Fehlern“.

 

Im November 2016 war ich dann soweit. Allen Mut im Gepäck, ging ich unangemeldet zu einem Clubabend des SMC Hamburg und durfte bleiben. Ich wurde nicht nur offen empfangen, sondern bekam zum ersten mal Antworten auf meine Fragen.

Bereits eine Woche später habe ich meinen Antrag auf Mitgliedschaft abgeben und schon kurze Zeit später hatte ich ein einsatzfähiges Boot.

Der SMC Hamburg hat mir eine ganz neue Welt geöffnet. Ich lerne immer mehr über die Technik, Material, Elektronik und Modellbau. Erfahre wie man Teile fertigt, lackiert, verkabelt und das ein oder andere Problem am besten löst oder umgeht. Inzwischen habe ich angefangen, mir eine kleine Werkstatt im Keller einzurichten, um kleine Reparaturen durchführen zu können. Die ersten Werkzeuge und Materialien haben auch schon Ihren Platz gefunden.

Mittlerweile fühle ich mich so gestärkt und unterstützt, dass ich mich nun an den Ersten umbau trauen werde! Geplant als Einstieg zum ersten Eigenbau.

 

Ich danke den Mitgliedern des SMC Hamburg für die freundliche Aufnahme in Ihrem Kreis, den Zuspruch und die Unterstützung die ich dort erfahre.

Mein Tipp an alle Modellbauinteressenten und -Anfänger: Modellbau macht als Gruppenhobby am meisten Spaß und bringt Sie am weitesten voran.

Das Internet kann eine gute Unterstützung bei speziellen Problemen sein, ersetzt aber nicht die gelebte und erlebte Erfahrung. Zudem ist Vorsicht bei den Ratschlägen aus dem Internet geboten, nicht alles was dort gezeigt und vermittelt wird, ist auch gut und richtig.

Suchen Sie den Kontakt zu einem Verein in Ihrer Nähe und teilen Sie Ihr Hobby.

 

Ach ja, ich habe mir noch ein Zweitboot als Berge-, Pausen- und Spielboot zugelegt, klein, flott und wendig, mit der Hoffnung, damit meinen Sohn doch noch für den Modellbau begeistern zu können.

 

Ahoi

 

Mathias Frahm