Gemeinschaftsprojekt „MP 1111 FRDC“

 

 

 

Ende letzten Jahres fragte mich Hans-Jürgen ob ich Lust hätte, ein Boot mit zu bauen. Er wollte drei Rümpfe aus GFK herstellen und einer würde für mich sein. Nachdem ich mir das Prospekt mit Bildern des Originals angesehen hatte, sagte ich zu.

 

Zum Original:

 

Die Firma Maritim Partner aus Aalesund in Norwegen baut von 5 bis 25 m Länge die Typreihen ALUSAFE, SPRINGER, SEABEAR und WEEDO für alle Anwendungsbereiche.

 

Unser Boot gehört zur Typenreihe SPRINGER. Das MP 111 FRDC wird entweder mit zwei Z-Antrieben mit Duo-Props oder zwei Waterjets angeboten. Die Geschwindigkeit der Boote liegt bei bis zu 38 Knoten. Einsatz findet dieser Typ als SAR, Coast-Guard, Allrounder für Versorger und alle anderen Einsatzzwecke. Rumpf und Aufbauten sind bis auf kleine Änderungen gleich. Nur die Motorenabdeckung ist fast immer anders. Die Boote sind selbst aufrichtend und durch die ausgeschäumten Hohlräume in den Seitenkästen und dem Rumpf unsinkbar. Der Antrieb ist powerd by VOLVO PENTA. Von unseren Booten sind häufig zwei Stück auf einem Versorger stationiert. Sie werden als Mädchen für alles eingesetzt. Backbord und Steuerbord gibt es einen Kran, von Davits kann man da kaum noch sprechen, mit dessen Hilfe die Boote über eine Aufnahme auf dem Kabinendach an Bord gehoben werden.

 

 

Zu den Modellen

 

Wir setzten uns zusammen und besprachen welche Antriebe wir nehmen wollten und schauten uns auf den Modellbautagen in Hamburg nach geeigneten Jet-Antrieben um. Das Original hat zwei Stück davon, auch unsere Boote sollten diese zwei Antriebe erhalten. Nach reiflicher Überlegung kamen nur die Mini Jets der Firma Graupner in Frage. Sie waren von der Größe her perfekt. Die Jets der Firma Kehrer hätten uns zwar besser gefallen, aber die wären zu groß gewesen. Ich besorgte die Antriebe und bekam wenig später meinen Rumpf mit den bereits eingebauten Antrieben von Hans-Jürgen.

 

Das Boot wurde mit zwei Motoren aus dem Fundus ausgerüstet und in der Badewanne getestet. Grandios, welche Wassermassen die beiden Jets nach hinten aus den Rohren schieben. Ich baute den Servo für die Steuerung ein. Wir beschlossen, die Klappen für die Rückwärtsfahrt nicht anzubauen. Sie sind sehr groß und passen nicht so recht an das Boot. Am Heck des Bootes gibt es eine Gräting, unter die die Klappen unmöglich passen würden. Wenn man die Motoren rückwärts laufen lässt wird achtern Wasser angesaugt und unten aus den eigentlichen Ansaugschächten gedrückt. Das reicht in jedem Fall um sich, wenn die Situation es erfordert, zu retten.

 

 

Inzwischen hatte H.-J. schon einen Musteraufbau erstellt. Der dritte Mann im Bunde sollte die Aufbauten fräsen und auch die Fensterrahmen und Scheiben anfertigen. Da das aber nicht so recht klappte, fertigte H.-J. die Einzelteile für den Aufbau. Ich bestellte bei Manfred Sievers die Fensterrahmen und Scheiben.

 

Da H.-J. immer ein paar Schritte schneller ist als ich, profitiere ich natürlich davon. Probleme beim Zusammenbau hatte er bereits gelöst und ich musste mich nicht noch extra damit rumärgern. Die Fensterfront des Aufbaues war nicht ohne Probleme zu bauen und klappte bei mir erst im zweiten Anlauf.

 

Wir bauen zwei verschiedene Versionen. Der Grundaufbau ist identisch. Der Unterschied liegt in Kleinigkeiten. Die Eingangstür zur Kabine ist bei seinem Boot mittig, bei mir auf der Bb-Seite. So ist bei mir Platz für zwei Lüftungsgitter bei H.-J. nur für eines. Der größte Unterschied ist die Abdeckung der Antriebe. Sie unterscheiden sich völlig. Das ist auch bei den Originalbooten so. Je nach Anwendung gibt es diverse Abdeckungen. Hier kann man ein wenig auswählen.

 

Eine Menge Arbeit wird es noch mit den Anbauten geben, einige Handläufe, Handgriffe und eine kleine Reling. Dazu noch die Aufnahmevorrichtung für den Bordkran, Schutzgitter und Aufnahmen für das Radargerät und die Scheinwerfer sind noch zu fertigen. Zum Glück ist die Lackierung nicht so kompliziert. Der gesamte Rumpf ist verkehrsorange und der Aufbau ist weiß. Fensterrahmen und teilweise die Handläufe werden silber lackiert. Das war es dann auch schon.

 

Die Modelle werden im Maßstab 1:15 gebaut. Das ergibt eine Länge von ca. 750 mm und eine Breite von 230 mm. Das Gewicht sollte 2000 Gramm nicht überschreiten.

 

Ich habe alle Handläufe und die gesamte Reling aus 1,5 mm Messingrohr gefertigt. Die Stützen sind ebenfalls aus diesem Rohr zugesägt worden. Mit einem Zentrierbohrer angebohrt und dann wurden die Handläufe mit einem 0,8 mm Bohrer durchbohrt. Da der Zentrierbohrer nicht auf dem Rohr wegläuft kann man exakt die Stelle durchbohren, an der man das Loch haben möchte. Mit einem 0.8 mm Draht wird die Stütze mit dem Handlauf verbunden und verlötet. Die Reling habe ich mit Sekundenkleber an dem Rumpf befestigt da dies als Einheit die gleiche Farbe bekommt. Die Handläufe am Aufbau wurden grundiert und silbern lackiert. Einige Schutzbügel am Aufbau werden wie dieser weiß lackiert und auch vor der Lackierung fest mit diesem verklebt.

 

Die bestellten Fensterrahmen und Scheiben von Manfred Sievers waren auch eingetroffen und wurden in den Aufbau eingepasst. Die Lackierung der Rahmen erfolgte erst nachdem sie mit 600er Nassschliff angerauht und dann mit Kunststoff-Primer und mit silbernem seidenmatten Lack aus der Sprühdose endlackiert wurden. Die Scheiben wurden eingepasst und mit den Rahmen verklebt.

 

 Für die Plattform am Heck fanden wir nach kurzem Suchen das geeignete Gitter bei der Firma Wischhusen, es ist aus Alu und hat quadratische Löcher wie das Original. Der Rahmen für die Plattform wurde aus 4 mm Rohr gefertigt. Die Anfertigung ging besser als ich dachte und das Teil sitzt bombenfest am Rumpf. Für die Gitterplatte habe ich Auflagen aus Messingwinkeln angelötet.

 

Der Rumpf bekam Steuerbord an den Schanzkleidstützen an drei Stellen eine Aufnahme für einen Bootshaken. Da jetzt alle Teile am Rumpf dran waren, wurde jetzt das leidige schleifen und spachteln begonnen. Der erste Sprühvorgang war dann Kunststoffprimer. Danach der erste Auftrag mit Sprühspachtel. Dann wieder spachteln und schleifen. Als alles glatt war wurde grundiert. Dann mit 600er Nassschliff angeschliffen und mit einem Autoacryllack „Verkehrsrot“ endlackiert. Eine Sprühdose reichte allerdings nicht und so wurde noch einmal lackiert. Da der Lack glänzt wie eine Speckschwarte kam am Ende noch eine Schicht seidenmatter Klarlack als Abschluss.

 

Am Rumpf läuft auf beiden Seiten eine Halteleine, die an mehreren Punkten befestigt ist. Diese Befestigungspunkte habe ich aus 0.8 mm MS-Draht als Öse gefertigt und dann aus Alu kleine Unterlegscheiben gedreht. 3,5 mm im Durchmesser und ca. 0.8 mm dick, mittig ein Loch von 0,8 mm. Die Scheibe und die Öse miteinander verklebt und dunkelblau lackiert. Die entsprechenden Löcher am Rumpf wurden mit einer Schablone mit 40 mm Abstand gebohrt und die Befestigungen eingeklebt. Das dazugehörige Seil ist orange also wurde es in eine Dose mit der passenden Farbe gesteckt und dort für einen Tag eingesperrt. Danach raus genommen und die überflüssige Farbe abgestreift. Nach dem trocknen habe ich alle 45 mm einen Faden aus schwarzer Seide um das Seil gebunden, an den Befestigungen am Rumpf verknotet und mit Sekundenkleber verklebt. Zur Ausrüstung wurden noch einige Tampen zum festmachen angefertigt. Der Rumpf ist jetzt fertig. 2 Akkusätze mit 2,4 Ampere habe ich auch schon gekauft, mehrfach geladen und entladen um die volle Kapazität zu bekommen. Die genaue Lage im Rumpf wird im Wasser noch zu ermitteln sein. Um das zu erleichtern werden die Fahrakkus mit Klettband im Rumpf befestigt.

Den Aufbau habe ich in der Zwischenzeit auch mit Primer gespritzt, gespachtelt und geschliffen. Die Schutzbügel sind angebracht und die Aufnahmen für die Positionslampen und die Rettungsringe sind auch fertig. Die Positionslampen sind mit LEDs bestückt, sie werden mit 3 Volt versorgt. Allerdings mit Batterien weil die Akkus nur 2,4 Volt haben. Die LEDs leuchten dann noch nicht. Ein- und Ausschalten geht über einen Schalter im Aufbau.

 

 

Um das Anschließen der Kabel zu erleichtern wurde im Aufbau ein Messingdraht für plus und minus verlegt. Jetzt können immer LEDs ohne Probleme zusätzlich installiert werden.

 

In der Zwischenzeit ist der Aufbau grundiert und lackiert worden. Nach leidvoller Erfahrung kann ich nur folgenden Rat geben. Immer Farben von einem Hersteller verwenden. Entweder nur Acrylfarbe oder nur Kunstharzfarbe nehmen und die Finger weg von wasserlöslichen Farben. Die laufen auch wie Wasser, vor allem die Nasen.

 

Heute am Himmelfahrtstag habe ich die beiden Scheinwerfer auf dem Aufbau mit LEDs bestückt und angebaut. Ich habe fertige Scheinwerfer gekauft und nicht extra lackiert. Die Stromversorgung der LEDs mit Koaxkabeln mit 0,5 mm Durchmesser ist sehr naturgetreu aber eine ziemliche Fummelei. Ohne Kopflupe hätte ich das nie geschafft.

 

 

Vorn hat der Aufbau eine große Luke. Sie hat einen silbernen Rahmen der mit dem Aufbau durch 16 Schrauben verbunden ist. Die Luke selbst ist weiß und hat 2 Scharniere und einen Öffnungshebel. Auch diese Teile sind jetzt fertig. Die Handläufe sind angesetzt. 

Die Scheiben mit den Rahmen kommen zum Schluss. Dann fehlt noch die Aufnahme für den Bordkran und das Radargerät. Der Fahrstand bekommt noch ein paar kleine Hebel und eine kleine Antenne für den Empfänger wird noch eingebaut.

 

Der Motorkasten hat noch zwei Feuerlöscher von Wedico erhalten. Der Maßstab passt genau.

 

 

In der Zwischenzeit sind die Beschriftungen angebracht worden und der Aufbau hat den letzten Farbüberzug mit einem seidenmatten Klarlack bekommen. Dieser letzte Farbauftrag dient der Fixierung der Beschriftung und vor allem dem Finish. Die verwendeten Acrylfarben sind glänzend und nichts sieht schlimmer aus als ein Schiff mit einer glänzenden Lackierung. Das ist meine Meinung. Andere mögen vielleicht lieber das Gegenteil.

 

Die Rettungsringe sind dran, eine Stange mit Haken und einige Taue vervollständigen die Ausrüstung. Die kleine Antenne an der Steuerbordseite habe ich als Empfängerantenne genutzt. Das Radargerät wurde aus einer Plexiplatte gesägt und auf der Drehmaschine in seine endgültige Form gebracht. Die Grundplatte mit den Halterungen ist  aus Messingprofilen gebaut, befestigt wurde das Teil mit einer Schraube auf dem Dach. Steuerbord und Backbord wurde jeweils ein Rettungsring mit Beschriftung, Halterung und Seenotboje angebaut. Auch der Tankverschluss sollte nicht unerwähnt bleiben.

 

Ein schwieriges Bauteil war die Aufnahme für den Bordkran. Die Grundplatte ist aus Messing und die anderen Teile aus Messingrohr, Profilen und kleinen ABS-Stücken. Insgesamt etwa 25 Teile. Wie beim Original habe ich die Aufnahme mit kleinen Schrauben befestigt. Die Position auf dem Dach ist je nach Ausrüstung unterschiedlich. Sie liegt aber immer im Schwerpunkt, damit das Boot beim Aufnehmen auch in der Waage hängt.

 

 

Am Pfingstsamstag war die erste Probefahrt. Ein klarer Reinfall. Die Motoren waren nicht optimal und eine Kupplung verabschiedete sich nach wenigen Minuten Fahrtzeit. Also wieder in die Werft. Diesmal Motoren von Robbe mit Lüfter und neue Kupplungen reingebaut. Leider begrenzt die Größe des Einbauraumes die Art der Kupplung und da passt eben nur die mitgelieferte kleine Kardankupplung. Dummerweise bekam ich die Wellenabdichtung aus Gummi nicht mehr eingesetzt, sie war offenbar aufgequollen Die nächste Probefahrt verlief, nachdem die optimale Position für den Akku gefunden war, sehr gut. Bis auf zwei Mängel. Durch die fehlende Abdichtung der Welle läuft zuviel Wasser in das Boot und das Deck steht unter Wasser. Abhilfe wurde durch zwei Maßnahmen geschaffen. Die Wellenabdichtung wurde innen durch eine Teflonbuchse und Teflonfett verbessert und das Wasser auf dem Deck kann jetzt durch zwei 10 x 10 mm Öffnungen am Heck ablaufen. Zwei bewegliche Klappen lassen Wasser raus, aber nicht rein. Die anschließende Probefahrt brachte das erhoffte Ergebnis. So gut wie kein Wasser im Boot und das Wasser auf dem Deck läuft durch die Öffnungen am Heck ab.

 

 

Jetzt waren die letzten Verschönerungen dran. Gummigewebestreifen wurden als Schutz um den gesamten Bootskörper geklebt. Die Kante zum Unterwasserschiff musste mit einem Messer nachgeschnitten werden, dabei wurde die Farbschicht etwas beschädigt. Kein Problem, abkleben und nachlackieren. Gesagt, getan und schon warf die alte Lackierung Falten. Also alles abschleifen und neu lackieren. Zum Glück gab es das Verkehrsrot in seidenmatt und als Platinum. Diese Sprühdosenqualität deckt ganz hervorragend. Damit war das Thema Lack erledigt.

 

Letzte Arbeiten waren die Armaturen für den Aussenfahrstand. Zwei Teile mit Fahrhebeln und ein kleines Armaturenbrett wurden angefertigt und lackiert. Ganz zum Schluss wollte ich noch Streifen aus reflektierendem Material anbringen. Von einem Nummernschildhersteller bekam ich ein Stück selbstklebende Folie. Ich schnitt kleine Streifen 4 x 20 mm zu und klebte sie an das Boot. Da aber die Ecken im Original gerundet sind und das in der Größe von Hand nicht machbar ist, habe ich bei der Firma Lekies nachgefragt, ob er mir so etwas aus der Folie zuschneiden kann. Die Firma Lekies macht Airbrushlackierungen und man bekommt dort auch zugeschnittene Folien, Zahlen und Buchstaben. Innerhalb von knapp 10 Minuten hatte ich über 100 Streifen, die ich mit einem Messer von der Grundfolie lösen konnte. Das Aufbringen dieser Streifen war der Abschluss. Die nicht benötigten Teile bekam Hans-Jürgen für sein Boot. 

 

Das Modell ist jetzt fertig. Ein paar kleine Ausrüstungsteile können mit der Zeit noch dazu kommen. Jetzt bin ich gespannt wann Boot Nr.2 fertig wird.

 

 

 

Wolf-Rüdiger Berdrow