Bau der „HUDSON SOUND“

 

Eigentlich ist es ein Jahrzehntebau. Das Rechnungsdatum des Baukastens ist der 03.06.1992. Mit viel Elan wurde der Bau damals begonnen. Der Baukasten stammt aus dem Haus „Deans Marine“. In dem Karton war der GFK-Rumpf, einige ABS-Platten mit aufgemalten Linien, eine Menge gegossener Weißmetallteile, Sperrholzplatten und ein Bauplan. Einige der Beschlagteile wurden reklamiert und auch anstandslos ersetzt. Der Bauplan hatte nicht das Niveau, das ich eigentlich gewohnt bin. Alles war mehr oder weniger angedeutet. Die Nachfrage nach einer etwaigen Werftzeichnung oder einer genaueren Zeichnung konnte leider nicht erfüllt werden.

Auf der Suche nach genaueren Unterlagen fand ich ein englisches Buch „The Steam Collier Fleets“. Darin eine Zeichnung des Schiffes und auch eine Wasserlinienzeichnung in Farbe. Darüber hinaus fand ich in dem Buch einen Werftplan mit den einzelnen Decks und einer Seitenansicht der „Hudson Firth“. Der einzige Unterschied war die Anzahl der Ladeluken. Die „Hudson Firth“ hat fünf Luken, die „Hudson Sound“ dagegen nur derer vier. Ich habe von dem Plan Vergrößerungen machen lassen. Das war schon etwas hilfreicher.

In einem Farbband über Classic Coasters gab es sogar ein Farbfoto des Originalschiffes. Das war doch schon eine große Hilfe. Der Einbau des Antriebes und des Ruders war recht einfach. Das Ruder wurde aus Plexiglas neu gebaut. Auf die Originalteile wurde verzichtet. Eine bessere Welle und ein Glockenankermotor, dazu ein Messingpropeller aus dem Hause Wisalla waren eine gute Kombination. Für das Deck nahm ich Leiterplattenmaterial. Die Ladeluken wurden aus Leiterplattenmaterial und Messingprofilen gefertigt. Man kann die gesamte Lukeneinheit und auch die einzelnen Luken abnehmen. Die Aufbauten wurden komplett neu gebaut. Alle Holzteile sind aus einzelnen Leisten gebaut. Auch die Decks sind teilweise mit Leisten beplankt. Der mittlere Aufbau ist fest mit dem Deck verbunden. Der Aufbau achtern ist dagegen abnehmbar. Zur damaligen Zeit wurden die Luken noch mit Hölzern abgedeckt. Bei drei Luken habe ich das auch nachgebildet. Nur die vordere Luke bekam eine Persenning. Rumpf, Antrieb, Deck und Aufbauten waren fertig und auch die Lackierung war erledigt. Jetzt sollte es eigentlich an den Kleinkram gehen. Ladebäume, Winden, Lüfter und all die anderen Kleinigkeiten, die ein Modell erst so richtig schön machen. Da ich zu diesem Zeitpunkt die oben genannten Unterlagen noch nicht hatte, stockte der Weiterbau. Mit den Jahren wuchs die Erkenntnis, dass ich wohl nie fertig werden würde, wenn ich keine Kompromisse eingehen würde. Also wurde nach den vorhandenen Unterlagen und dem was man daraus erkennen konnte weitergebaut. Bis zum Sommer 2008 wollte ich gern fertig werden. Das sollte eigentlich auch klappen. Bis jetzt waren die Ladebäume fertig gestellt und das Geheimnis des Ladegeschirrs gelüftet. Die Ladebäume habe ich aus Messingrohren gefertigt und die Seile für die Winden und Haken und die Verstellung der Ladebäume nach den vorhandenen Unterlagen angebaut. Die Ladebäume wurden noch mit Seilen und Seilspannern mit dem Schanzkleid verbunden. Die Seile bestehen aus schwarzer Seide. Sollte es einmal notwendig werden den Akku zu wechseln, müssen diese Seile gekappt werden, sonst kann man das gesamte Lukensegment nicht abnehmen. Hoffentlich hält der Akku lange! An alle anderen Bauteile kommt man durch abnehmen der Lukendeckel heran. Der ganze andere Kleinkram ist bereits montiert. Zuletzt wurden noch der Name und die Tiefgangs- und Lademarken angebracht. Eine Besatzung aus dem Eisenbahnbereich in 1:87 bringt ein wenig Leben auf das Modell. Zum Schluss bekam das Modell noch eine Schutzlackierung aus seidenmattem Klarlack. Heute, am 20.04.2008 ist ein historischer Tag. Ich habe die letzten Arbeiten an der „Hudson Sound“ erledigt.

So dachte ich jedenfalls. Die Überprüfung der Technik verlief negativ und wurde zwangsweise ein Neubau. Der Servo für das Ruder hatte offenbar den Geist ausgehaucht. Er war zu keiner Reaktion mehr zu bewegen. Also neu, zum Glück sind Standardservos billig zu haben. Auch der Uralt-Fahrtregler wurde durch einen modernen Fahrtregler ersetzt. Der Strom für den Empfänger und die Steuerteile wird aus dem Fahrakku genommen. Dazu wird er von 12 Volt auf 5 Volt reduziert. Ein entsprechendes Regelteil war in der Restekiste noch vorhanden.

Das Problem des Einschaltens wurde einfach gelöst. Unter einer abnehmbaren Ladeluke sind die Ladebuchsen angebracht. Das Minuskabel geht vom Akku direkt an den Fahrtregler. Das Pluskabel vom Fahrtregler wurde mit einem Stecker versehen der nur in die Plusladebuchse gesteckt wird. Damit ist die gesamte Stromversorgung eingeschaltet. Eine Sicherung sorgt dafür, dass es keinen Kabelbrand gibt.

Ein kleines Problem tauchte noch unerwartet auf. Als ich die Kunststoffhaube aufsetzen wollte war das Schiff zu hoch. Die Ladebäume waren höher geworden als geplant. Was nun? Einfache Lösung: das Schiff steht auf zwei Holzelementen, die mir mein Onkel gedrechselt hatte. Also mussten diese Teile um ca. 1,5 cm gekürzt werden. Die nächste Anprobe war dann erfolgreich. Die Befestigungsschrauben wurden durch kürzere ersetzt. Jetzt ist alles komplett.

 

In der Zwischenzeit erfuhr das Modell eine kleine Veränderung. Ich habe 2010 die alten Seile und Tampen durch geschlagenes Material ausgetauscht und die Ladebäume hochgestellt. Ich komme jetzt besser an das Innenleben ran. Zum Ein- und Ausschalten und Laden des Akkus muss eine Luke geöffnet werden. Das geht jetzt sehr viel einfacher. Eine Deckladung in Form einer Dampfwalze und einer kleinen Dampflok bekam das Modell ebenfalls.

   

Das Original:

 

Die „HUDSON SOUND“ wurde am 27.09.1950 von der Ailsa Shipbuiling Company an die Hudson S.S. Ltd., London abgeliefert. Sie hatte 2577 gross tons. Die Abmessung war 293,5 x 42,3 x 18,9 Fuß.

 

Es gab noch das Schwesterschiff „HUDSON CAPE“ und die vier 32 Fuß längeren Schiffe wie die „HUDSON FIRTH“, die fünf Luken hatten. Alle Schiffe waren zum Kohlentransport eingesetzt. Sie versorgten die Kraftwerke an der Themse mit dem benötigten Brennstoff. Die Schiffe wurden allerdings später zum Transport von Zucker eingesetzt, der aus Westindien geholt wurde. Die Schiffskessel selbst wurden erst mit Kohle und später  mit Öl beheizt. In der Anfangszeit hatten die Schiffe kein eigenes Ladegeschirr, da nur Kohle transportiert wurde. Diese wurde mit Greifern aus dem Schiff geholt. Da aber der Bedarf an Kohle durch eine eigene Flotte der Kraftwerke gedeckt wurde, begann man Winschen und Ladegeschirr nachzurüsten. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch auf Ölfeuerung umgestellt. Die alten Luken wurden durch moderne McGregor Lukendeckel ersetzt. Die Fahrtziele waren danach auch die Ost- und Nordsee und das Mittelmeer. Die „HUDSON SOUND“ wurde 1967 nach 17 Jahren an die Darien Shipping Co Inc, Panama verkauft und bekam den Namen ROSELLA. 1970 wieder ein Wechsel zur Gulf Navigation Corporation und umgetauft in CATHY. 1971 erneuter Wechsel zur Old Dominion Maritim Corporation in Panama und jetzt als VELADIN registriert. Die HUDSON SOUND wurde 27.09.1950 von der Werft Alisa Shipbuilding Co Ltd. Troon mit der Baunummer 469 an die Hudson Steamschip Co Ltd. in London abgeliefert. Das Schwesterschiff Hudson Cape war bereits am 24.10.1946 als Bunummer 460 abgeliefert worden.

Am 20.08.1973 nach Spanien verkauft und im September 1973 abgewrackt.