Baubericht Rau IX.

  

Vorgeschichte.

Es ist ein wenig schwierig, das genaue Datum des Baubeginns zu nennen. Es muss etwa 1985 gewesen sein. Ich habe den Baukasten von meiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau geschenkt bekommen.

 

Kurz nach dem Baubeginn stellte ich fest, dass das Original in Bremerhaven als Museumsschiff zu besichtigen ist. Also, ins Auto gesetzt und nach Bremerhaven gefahren. Auch nach längerem Hinschauen war das Schiff nicht zu finden. Im Museum erfuhr ich den Grund. Das Schiff wird in den Originalzustand zurück gebaut und befindet sich in der Werft. Das Angebot, den Original-Werftplan als Kopie zu bekommen, konnte ich dankend ablehnen. Den hatte ich bereits von Hans Haza bekommen. Es folgten noch zwei Besuche in Bremerhaven und ich konnte sehr viele Bilder des Originals machen.

 

Die ersten Bauabschnitte wurden im Schlafzimmer meiner ersten Wohnung an einer klappbaren Arbeitsplatte fertig gestellt. Dann folgten in der Küche unserer ersten gemeinsamen Übergangswohnung die nächsten Baustufen auf einer Fläche von 100 x 100 cm. Erst mit dem Umzug in unsere heutige Wohnung hatte ich endlich Platz für mein Hobby in einem eigenen Raum.

 

Zum Bau

Der Baukasten bestand im Wesentlichen aus dem ABS-Rumpf, vielen Holzteilen, etlichen ABS-Formteilen und einem umfangreichen Beschlagsatz.

 

Der Rumpf wurde mit Schlingerleisten versehen, das Fundament für den Motor, die Antriebswelle und der Ruderkoker eingebaut. Der Motor und die Welle wurden ausgerichtet und festgeklebt bzw. festgeschraubt. Als Motor wurde der vorgesehene 12 Volt Monoperm mit Getriebe eingebaut. Das Deck hat einen Unterbau aus Leisten, damit das Deck den richtigen Sprung bekommt, eine recht aufwändige Konstruktion. Der Aufbau wurde aus den vorgesehenen Holzteilen aufgebaut und dann mit einer dünnen Aluplatte überzogen. Nachdem das alles fertig war, wurde der Bauplan in die Ecke gelegt und nach den Bildern des Originals weitergebaut. Der Schornstein wurde aus Messingblech gebogen und zusammengelötet. Eine recht aufwändige Arbeit. Die offene Brücke entstand aus einzelnen Holzleisten und das Deck wurde mit Holzleisten beplankt. Die ABS-Rettungsboote wurden als Basis für die geklinkerten Rettungsboote genutzt. Die Spindel-Davits wurden gebaut, der Laufsteg entstand aus Profilen und Holzleisten. Die Wanten wurden wie beim Original aus Tauen und Holzleisten hergestellt. Die Bugsektion mit der Harpune war ein genauer Nachbau des Originals. Auch die Füllanlage für den Treibstoff mit den Rohren und Ventilen wurde genau nachgebaut. So entstand nach und nach ein richtig schönes Modell, dass so aussieht wie das Original bei seiner Ablieferung. In den ersten Jahren wurde der Propeller öfter getauscht. Mal 3Blatt Plastik in rot, dann 4Batt Plastik in schwarz und am Schluss ein 4Blatt Messingpropeller von Wisalla. Das ist das Optimum, etwas besseres gab es nicht. Leider sind diese Propeller heute nicht mehr auf dem Markt.

 

Nachdem das Modell fertig war, sind wir nach Bremerhaven gefahren und haben das Modell dort gezeigt und in dem Wasserbecken im Museum fahren lassen.

 

Seitdem hat sich das Modell auf vielen Wettbewerben als sehr seetüchtig gezeigt. Auch Sturmfahrten haben das Modell kaum beeindruckt. Manchem Zuschauer und Modellbaukollegen allerdings schon. Sogar der Untergang wurde einmal befürchtet als es besonders stürmisch war.

 

Nach ein paar Jahren war eine Überholung nötig. Einige Anbauten, die aus Holz gebaut waren, mussten durch Plexiteile ersetzt werden und der Aufbau bekam eine neue Lackierung. Das Getriebe des Motors hatte einen Zahnradschaden und so wurden Motor und Getriebe ausgebaut und ein neuer Motor und eine neue Welle eingebaut. Einige Stellen im Rumpf wurden durch GFK-Matten verstärkt. In nächster Zeit werde ich die Beleuchtung durch LED´s ersetzen. Das wird dann aber die einzige Modernisierung sein. Jetzt ist das Modell auf dem Altenteil und wird nur noch selten ins Wasser gesetzt. Ein Vereinskollege hat mir zwei Wale gebaut, die schwimmen und die ich an das Modell hängen kann. Das sieht dann genauso aus wie zur Zeit des Walfangs. Eine Zeit die Gott sei Dank fast vorbei ist.   

                                                   

                                                         Deutsche Meisterschaft 1992 in Hamburg

 

Um die Geschichte dieses Schiffes zu vollenden, bin ich dabei eine zweite „RAU IX“ zu bauen wie sie im 2. Weltkrieg als

UJ 1212 wahrscheinlich ausgesehen hat.

 

 Wolf-Rüdiger Berdrow