Clubausflug mit der „WISSEMARA“ (Rüdiger)

 

Bernd hatte Anfang des Jahres den Vorschlag gemacht, eine Tagestour mit der Hansekogge „WISSEMARA“ zu machen. Der Vorschlag wurde angenommen, Bernd melde-te uns rechtzeitig an, denn die Tour ist früh ausgebucht.

Am 04. Juli war es dann soweit. Um 07:30 Uhr fuhr der Bus vom ZOB in Wismar los, von dort ging es nach Lübeck zur Kogge und danach auf dem Seeweg wieder nach Wismar zurück. Wer nicht so früh aufstehen wollte, fuhr bereits am Freitag nach Wismar, alle anderen Teilnehmer mussten früh aus den Federn.

Kurz vor 5 Uhr holte ich Jürgen in Niendorf-Nord ab, und nach stauloser Fahrt waren wir nach 1 1/2 Stunden am ZOB in Wismar. Parken kostete 1,00 € pro Tag. Wir hatten etwas Probleme, das aus dem Parkschein zu lesen, aber es stimmte. Nach und nach trafen die SMCler mit ihrer Begleitung ein, und pünktlich fuhr der Bus in Richtung Lübeck los. Das Schiff wurde geentert, und nach erfolgter Sicherheitseinweisung für die 65 Passagiere wurden die Leinen gelöst, und es ging los.

Nicht unter Segel, denn das gab der Wind nicht her, und auf dem Weg zur Ostsee geht es besser unter Motor.

Bei den herrschenden Temperaturen war es für die Leute an Bord auch durch den Fahrtwind angenehmer. Vorbei ging es an Travemünde, an der Passat und dem Priwall. Dann hatten wir die offene See erreicht. An Steuerbord war das Ufer immer zu sehen, und an Backbord konnten die Segelschiffe und Motorboote beobachtet werden.

An Bord haben wir uns mit den 10 Besatzungsmitgliedern unterhalten. Einige kamen uns bekannt vor, denn als

wir 2008 den Dreistundentrip mit der „WISSEMARA“       gemacht hatten, waren die auch an Bord.

Bereitwillig wurde uns der Kommandostand erklärt mit den modernen nautischen Geräten und Details zur Kogge.

Um 12:00 Uhr wurde die Kombüse geöffnet, und es gab Linseneintopf. Leider nichts für meine Geschmacksnerven, und so begnügte ich mich mit Bockwurst und Brötchen.

Irgendwann am Nachmittag wurde der Wind etwas stärker, und der Kapitän ließ das Segel setzen. Der Wind reichte

für knappe vier Knoten, an Bord wurde es aber auch wärmer, wie von einem Besatzungsmitglied bereits angekündigt.

Um 15:00 Uhr wurde die Kombüse wieder geöffnet, und es

gab Kaffee und Butterkuchen. Kurz vor Wismar flaute der Wind ab, und das Segel wurde wieder eingeholt.

Die geplante Ankunftszeit war 17:00 Uhr, wir machten aber bereits um 16:30 Uhr fest. Vorher gab es noch ein perfektes Wendemanöver in dem engen Hafenbecken.

An Land machten wir noch ein Gruppenfoto mit allen Teilnehmern des SMC, und dann war es Zeit für den

Heimweg. Jürgen stärkte sich vorher noch mit Fisch-brötchen und ich mit einem Eis.

Das Auto hatte sich durch das Öffnen aller Türen etwas abgekühlt, und wir fuhren Richtung Heimat.

Es gab zum Glück keinen Stau, und so konnte ich Jürgen

wieder an der U-Bahn abliefern.

Um 18:30 Uhr war ich dann auch zu Hause.

Es war ein toller Tag, die Fahrt auf der „WISSEMARA“ war ein Erlebnis. Es war zwar mächtig warm, aber besser als 2008, da war es kühl und nass. Die Stimmung an Bord war sehr gut, bedingt durch die sehr freundliche Besatzung und die anderen Mitfahrer. Das Preis-Leistungsverhältnis ist durchaus angemessen. Für 50,00 € wird wirklich

viel geboten. Vielleicht sollte man das im nächsten Jahr wieder machen. Wer diesmal nicht dabei war, kann dann auch diesen tollen Törn genießen. Vielen Dank an Bernd für die Anregung und die Buchung, die er für uns gemacht hat.


Hier noch einiges Wissenswertes über die WISSEMARA:

 

An der Westküste der Insel Poel spülten Stürme 1997 und 1998 bei Timmendorf Teile von einem großen mittelalterlichen Wrack an den Strand.

Untersuchungen ergaben, dass das Holz aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus der baltischen Region um Thorn stammt. 1999 wurde nordwestlich der Timmendorfer Mole ein Wrack lokalisiert. Der zu 60 Prozent erhaltene Schiffskörper ist einer der bedeutendsten Funde der Schiffsarchäologie. Die bis dahin unbekannte baltische Kogge war 31,50 Meter lang und konnte damals bereits über 200 Tonnen Ladung fassen.

 

Im Alten Hafen in Wismar bauten beherzte Männer in einer provisorischen Werft die Poeler Kogge nach. Die Handwerkskunst der Bootsbauer des 14. Jahrhunderts rang ihnen großen Respekt ab: Die längste Planke ist immerhin 11 Meter lang, 50 Zentimeter breit und 60 Millimeter stark.

Jede Planke wurde in Handarbeit von beiden Seiten mit dem scharfen Dechsel, einem sogenannten "Querbeil", bearbeitet.

Damals gab es noch keine Sägen, Hobel und dergleichen. Ziel war es, den Planken das Aussehen wie vor 650 Jahren

zu geben. Sobald eine Planke fertig gedechselt war, musste sie für zwei Stunden in den Dämpfkasten. Die 85 Grad Celsius heiße, harzige Planke wurde mit Holzzangen und Schraubzwingen am letzten Plankengang festgemacht. Erst nach zwölf Stunden sprang sie nicht mehr aus der Form. Bevor jede Planke genau anliegt, musste sie vier bis fünf Mal abgenommen und gedechselt werden – Schwerstarbeit!

Die letzte Plankenreihe besitzt die stattliche Höhe von 4,80 Meter. Dazu wurde die Halle um 1,20 Meter angehoben und aufgestelzt.

Der imposante Nachbau der Kogge wird durch 16 000 handgeschmiedete Edelstahlnägel zusammen gehalten. Edelstahl

gab es zwar im 14. Jahrhundert nicht, aber Eisennägel wurden damals schon verwendet.

 

20 000 Besucher kamen am 29.Mai 2004 zum feierlichen Stapellauf. Der Nachbau wurde auf den stolzen Namen

"WISSEMARA" getauft, benannt nach einem kleinen Bach östlich der Stadt. Danach hob ein Kran die Kogge ins Wasser.

Nach dem Stapellauf wurden die Innenausbauten wie im Mittelalter auf dem Wasser im Hafen in Angriff genommen.

Abweichend von der Historie erhielt das Schiff unter Deck einen Maschinenraum, Unterkünfte und Aufenthaltsräume. Im Achterkastell befinden sich Räume für die Schiffsführung, Navigationsraum, Kombüse, Lasten- und Stauräume.

 

Die "Poeler Kogge" wird durch den gleichnamigen Förderverein betrieben. Sie liegt als Museumsschiff im Hafen von Wismar und dient im Rahmen von maritimen Höhepunkten als "Kultureller Botschafter zur See". Für Jugendliche werden erlebnis-pädagogische Reisen angeboten.

Die WISSEMARA besteht hauptsächlich aus Kiefer, die Beplankung ist geklinkert. Sie ist 31,50 m lang, 8,50 m breit und hat einen Tiefgang von 3,65 m. Der Mast ist 32,00 m hoch, wiegt 6,5 t und besteht aus einer 120 Jahre alten Douglasie. Die Segelfläche besteht aus einem Rahsegel von 276 Quadratmeter Fläche mit 3 Bonnets (Segelvergrößerungen).

Die WISSEMARA ist jedoch nicht nur auf Wind und gutes Wetter angewiesen, sondern sie hat auch einen Volvo-Penta-Dieselantrieb mit 255 kW Leistung und ein Bugstrahlruder. Auch die navigatorische Ausrüstung ist nach den heutigen Erfordernissen ausgelegt: GPS, Radar, Echolot, Magnetkompass und Autopilot. Die Besatzung fährt die Kogge ehrenamtlich und besteht aus 5 Mann für den Motortörn bzw. 10 Mann für den Segeltörn. Es können 45 Passagiere an dem Motortörn teilnehmen, beim Segeltörn sind es nur 40 Personen.