25 Jahre Bundesanstalt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) im wiedervereinigten Deutschland

(Harald)

 

Sonnabend 4.7.2015, 10-16 Uhr – Tag der offenen Tür und open ship WEGA

 

Eigentlich war an diesem Tag etwas anderes geplant. Dieses zerschlug sich, also Plan B = siehe Überschrift. Die Wetter-aussicht: Sonne bis 32 Grad C.

Morgens pünktlich um 11 Uhr stand ich an der WEGA an den Landungsbrücken. Hier zunächstdie technischen Daten: WEGA (IMO 89010549) Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff (VWFS) des Bundesamtes für Seeschifffahrtund Hydrographie (BSH); BRZ 969; Länge ü.a. 52,06 m, Breite 11,4 m, Tiefgang3,45 m; Fahranlage: 2 Diesel, MTU 8V 396TC 53, je 545 kW, 740 PS (ges. 1090 kW, 1480 PS), 1 Siemens-Fahrmotor, 760 kW,1030 PS,   

1 Festpropeller, Ø 1900 mm, 11 kn; Hilfsmaschine:

1 Diesel, MTU 12 V 183 TA 51, 288 kW, 390 PS,

1 Pleuger Heckstrahler 57 kW, 77 PS, 1 Schottel Pump-Jet, 530 kW, 720 PS /Besatzung: 16 + 7 Wissenschaftler / gebaut 1990 bei Kröger-Werft, Rendsburg / Heimathafen Hamburg ; Aufgaben: Seevermessung und Wracksuche, dabei überwiegend Auslotung der deutschen Küstengewässer in Nord- und Ostsee, um präzise und aktuelle Daten für die Seekarten, Sportboot-karten und weiteren nautischen Publikationen des BSH zu liefern. Bei Bedarf auch Seevermessung in internationalen Küstengewässern, meereskundliche und

nautisch-technische Untersuchungen.

Vor mir staute es sich etwas. So stand ich im Eingangsbereich und fragte einfach mal so, welchem Zweck denn der so spartanisch und eigentlich ungemütliche Raum hat. Sofort hatte ich ein fast einstündiges tolles, informatives Gespräch mit einem Besatzungs-angehörigen– auch für den „Erklärer“ wie er mir hinterher sagte.

DieserRaum ist eigentlich ein geschützter Außenarbeitsplatz. Direkt darüber steht ein kleiner Galgen, der aus diesem Raum gesteuert wird. Mit diesem Galgen werden Arbeitsgeräte wie diese Meßboje ausgesetzt und eingeholt. Mit dieser Boje werden Fließgeschwindigkeiten, Wasserdichte und Zusammensetzung uvm. gemessen. Diese Daten verarbeitet man dann in den Labors auf dem Schiff. So wird z.B. festgestellt wie hoch die Belastung von Schwefel oder Düngemittelin den verschiedenen Wassertiefen und in Relation zur Entfernung vom Land ist.

Jetzt kam der Rundgang durch das Schiff.

U.a. kam ich in einen Raum (Vermessungsbüro), in dem die Grunddaten für Seekarten erarbeitet werden. Es wurde gezeigt und erklärt wie das Abfahren von bestimmten

Kursen, die Datenbearbeitung und die daraus erkannten Werte umgesetzt werden. Der Ablauf einer Wracksuche wurde erklärt. Weiter ging es am Werftschild vorbei, durch die Messe auf die Brücke Dort unterhielt ich mich mit dem

Kapitän über das Schiff, Tourenpläne, Besatzungsstärke (männl./weibl.), Dienstzeiten, Fahrtgebiete usw.. Zur Besatzung erfuhr ich Details wie z.B., dass alle eine Doppelqualifikation besitzen. Der Kapitän hat zusätzlich zu seinem nautischen Patent eine Ausbildung zum Taucher. Der Taucher ist zusätzlich Biologe (oder umgekehrt). Fazit, keiner ist tatenlos, wenn sein eigentlicher Job gerade mal nicht gebraucht wird.


An Deck kam ich zu den Peil- (Vermessungs) -booten mit Jet-Antrieb

Dies sind 2 kpl. ausgerüstete flachgehende Alu-Boote für selbständige Operationen in flachen Gewässern.


Anschließend ging es zum Maschinenraum (allgemein mein Lieblingsort auf Schiffen). Rein konnte man nicht, aber hineinsehen war gut möglich. Die Komponenten der ganzen Maschinenanlage waren schematisch auf einem DIN A4-Blatt dargestellt Natürlich war auch wieder ein längeres Gespräch mit den

Maschinisten fällig. Hier traf ich dann auch eine Maschinistin, die gerade ihre Ausbildung beendet hatte und ab Herbst 2015 als Chief in der Flotte fahren wird.


Der Rundgang führte dem Ausgang zu. In einem Raum mit direktem Zugang zum offenen Achterdeck befindet sich der Tauchraum mit einer Dekompressionskammer.

 


Nach ca. 2 Stunden verließ ich das Schiff und ging zum Institut in der Bernhard-Nocht-Straße hinauf.

 

Auf dem Weg zum Hauptgebäude kam ich am Ausbildungszentrum des BSH vorbei und schaute dort hinein. Azubis und Lehrkräfte erklärten die Ausbildungsberufe, die Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten. Ich kam mir vor wie in meine

Lehrzeit vor über 50 Jahren zurückversetzt. Es standen Drehbänke verschiedener Generationen, u.a. eine Maschinen meiner damaligen Lehrfirma, in den Räumlichkeiten - Vorführungen und Mitmachaktionen überall.

 

Das Angebot im Hauptgebäude war mehr als reichhaltig. An Themen gab es, um nur einige zu nennen, Sturmflutwarnungen, Wasserstandsvorhersage, Navigationsgeräte, Kompasse und Radar, Offshore-Windparks, Vermessung und Seekarten, Marines Umweltmessnetz, Meereskundliche Bibliothek, Ausbildung und arbeiten im BSH, internationale Zusammenarbeit.

Entweder war der Tag zu kurz oder das Angebot zu groß. So entschied ich mich für einige wenige Themen, die mich am meisten interessierten. Dies waren Kompass, Vermessung, Wracksuche und Kartographie und Gezeitenkunde.

Zum letzteren erhielt ich ein paar Tage später ein 76-seitiges Script per mail. Interessant war auch ein kleiner Stand mit Sicherheitskleidung. Man wundert sich, was eine kleine defekte Batterie für ein Notlicht am Rettungsanzug für Brandschäden anrichten kann.

 

Kinder konnten in einem kleinen Wasserbecken ihr Kapitänspatent erwerben.

 

Als ich gegen 16 Uhr das Bürogebäude in der Bernhard-Nocht-Str. verließ, war ich um Vieles schlauer und hatte doch noch so viele Fragen. Na gut, vielleicht gibt es ja mal wieder so eine Veranstaltung. Der Höhepunkt war dann noch, als ich

gefragt wurde, wo ich denn als Kapitän gefahren wäre.